Stern Crime Nr. 40: Mysteriöser Fall Frauke Liebs als Titelgeschichte
Stern Crime, Ausgabe 40, Dez./Jan. 2022
Der Mord an Frauke Liebs 2006 bewegt bis heute – vor allem ihre Familie. In der aktuellen Ausgabe zeichnet Stern Crime diesen Kriminalfall nach und schildert eindrucksvoll das Leiden der Mutter, der Schwester und von Freunden. Sie treibt weiterhin die Frage um, wer für die Tat verantwortlich ist.
Es fällt schwer, das Verbrechen exakt zu beschreiben: War es eine Entführung mit Mord? Verbrachte Frauke Liebs freiwillig mit dem späteren Täter Zeit? Das lässt sich nicht sicher sagen. Nach ihrem Verschwinden nahm das Opfer mehrmals Kontakt mit ihrer Familie auf, ohne ihr Fernbleiben genauer zu erläutern. Befand sie sich längst in einer akuten Bedrohungslage? Vieles spricht dafür. Geht die Tat gar auf das Konto des bekannten und mittlerweile verurteilten Ehepaars aus der Kleinstadt Höxter, die in der Nähe liegt? Die Polizei verneint. Viele Fragen sind offen – die bisherigen Antworten stellen niemanden zufrieden. Und der Leser dieses Artikels erhält den Eindruck, dass sich Polizei und Staatsanwaltschaft in diesem Fall nicht mit Ruhm bekleckert haben.
Vielfältige Themen: vom Meisterdieb bis zur Fahrt mit einem Sexualmörder
Neben dieser lesenswerten Titelstory hat die 40. Ausgabe von Stern Crime noch mehr zu bieten. Spannend ist die Geschichte eines international aktiven Betrügers, der unter wechselnden Identitäten vornehmlich Gäste von Luxushotels bestahl. Das Magazin beschreibt die schwierigen Ermittlungen in den USA und weiteren Staaten und versucht die Hintergründe dieses gewieften Kriminellen zu ergründen. Insbesondere die Annäherung an diesen Mann, der als Jugendlicher im Fahrwerkschacht eines Flugzeugs von Bogota in die USA floh und nur mit Glück überlebte, lohnt die Lektüre.
Als erhellend erweist sich der Artikel über die Mafia Foggiani, die im nördlichen Apulien ihren Geschäften nachgeht. Weltweit ist diese Mafiaorganisation größtenteils unbekannt, auch in Italien unterschätzten die Behörden lange Zeit die Gefahr. In einer weiteren Geschichte widmet sich Stern Crime einer Mordserie im Lainzer Krankenhaus in Wien, wo Pflegerinnen in den 1980ern über viele Jahre Pflegebedürftige töteten. Heute kennen wir viele solcher Fälle – die Lainzer Verbrechen gleichen sich in zahlreichen Aspekten.
Weniger interessant finde ich den Artikel über einen Feuerwehrmann, der zugleich Feuer legt. Das liegt wohl daran, dass viele Medien bereits solche Geschichten veröffentlicht haben. Der um Aufmerksamkeit ringende und Adrenalinkicks suchende Feuerwehrmann scheint ein verbreitetes Phänomen zu sein.
Dafür entschädigen Reportagen über eine einseitige Liebe, die zu einer schrecklichen Tat führt. Ein Bericht über die US-Milliardärin Doris Duke, die ihren Vertrauten Eduardo Tirella überfahren hat. Und über die Boxerin Rola El-Halabi, die von ihrem Vater niedergeschossen wurde und sich schrittweise ins Leben zurückkämpft. Last, not least: Das Protokoll des Polizisten Ingo Thiel über seine Fahrt mit dem Sexualmörder Hans-Peter Kamps ist ein weiterer Grund, die aktuelle Ausgabe von Stern Crime zu kaufen.
Der Einzelpreis für Stern Crime beträgt 6,00 Euro.